Das sind die acht Tops und Flops der Karnevalssession
Kamelle! Rosenmontagszug in Köln. Foto: Thilo Schmülgen
Wir blicken zurück auf die jecken Tage: Wat wor jot, wat wor nix? Unsere Tops und Flops der Session.
Rosenmontagszug trotz Sturmwarnung
Die echten und hartgesottenen kölschen Jecken trotzten dem Wetter und sorgten für einen der schönsten Rosenmontagszüge seit Jahren – sowohl die Mitglieder der Karnevalsgesellschaften und Traditionskorps im Zoch als auch die vielen großen und kleinen Zuschauer am Straßenrand. „Et hätt noch immer jot jejange.“
Caroline Kebekus bei „Deine Sitzung“. Foto: Thilo Schmülgen
Beer Bitches mit „Helau“
Was stellt eine Beziehung im Karneval so richtig auf die Probe? Nicht das Bützen, nicht der Alkohol. Richtig hart ist es, wenn der Auserwählte an Karneval nicht „alaaf“, sondern „helau“ ruft.
Komikerin Carolin Kebekus und die Beer Bitches (Nadine Weyer und Irina Ehlenbeck) landeten mit ihrer kölschen Cover-Version von Adeles Superhit „Hello“ einen echten Sessions-Hit.
Ein lustiger Text, beeindruckende Sangeskünste und eine Melodie, die sowieso schon jeder als Ohrwurm im Kopf hat: Die Nummer wurde nur wenige Stunden nach der TV-Ausstrahlung von „Deine Sitzung“ zum Hit im Netz. Besonders junge Leute verbreiteten das Lied über die sozialen Netzwerke. Karneval findet eben zunehmend auch im Internet statt und erreicht dort neue Zielgruppen, die Sitzungen normalerweise für spießig halten.
Ein Imagegewinn für alle Beteiligten: den Karneval, die Beer Bitches und das „Alaaf“ als den einzig wahren Schlachtruf der Jecken. Inzwischen gibt es neben dem Mitschnitt aus der Sitzung sogar ein eigens produziertes Youtube-Video zu dem „Helau“-Song.
Selbst wenn sie vormittags noch arbeiten gehen, lassen sie sich nichts anmerken. Das ist eine stramme Leistung. Die vier sollen hier stellvertretend für alle anderen Ehrenamtler gewürdigt werden, ohne die der Karneval nicht funktioniert.
Puppensitzung im Hänneschen. Foto: Hennes
Der einfache Jeck fragt sich, wofür er dem öffentlich-rechtlichen WDR Zwangs-Gebühr bezahlt. Einerseits nimmt der ihm, neben dem Geld, auf dem Severinskirchplatz komplett die Sicht auf die Züge, andererseits stellt er etwa ab 2017 die Übertragung der Hänneschen-Sitzung ein.
Die Flüchtlingskrise hat auch den Karneval erreicht. Entsprechend bemüht waren viele Institutionen, die 11.000 Flüchtlinge in Köln in das jecke Treiben einzubinden. Einige Veranstaltungen gingen dabei aber nach hinten los.
Beim Karnevalsunterricht der Caritas wurde teilweise so tief in die Klischee-Kiste gegriffen, dass die Flüchtlinge zwischenzeitlich pauschal als Grabscher und maßlose Biertrinker hingestellt wurden. Das Event wurde bundesweit von Medien begleitet. Hier sollte der Eindruck vermittelt werden: Köln hat seine Flüchtlinge im Griff.
Das große Dreigestirn und die Equipe blieben unter sich und waren schnell wieder weg. Natürlich sollen Flüchtlinge integriert werden, auch in den Karneval. Dabei sollte es aber in erster Linie um die Menschen und nicht um irgendein Image gehen.
„Mer stelle alles op der Kopp“ war ein gutes Sessionsmotto, das durchaus Potenzial für Neuerungen im Karneval geboten hat. Leider wurde nur wenig davon umgesetzt. So hätte man beispielsweise das Motto als Anlass für ein weibliches Dreigestirn nehmen können. Der Rosenmontagszug hätte die umgekehrte Wegstrecke laufen können. Die sonst üblichen Entscheidungsträger hätten ihre Macht an andere abtreten, Ehrengäste mal hinten sitzen können.
Das Motto eignete sich nicht zum Verkleiden, muss es auch nicht. Schließlich ist es ursprünglich als Leitspruch für den Rosenmontagszug und nicht als Kostümaufruf gedacht. Aber viele Möglichkeiten zur politischen Interpretation, zur Umkehr der bestehenden Verhältnisse wurden verschenkt.
Stattdessen beschränkte man sich darauf, auf einigen Festwagen die Figuren auf den Kopf zu stellen. Dazu hatte beispielsweise die KG Große Braunsfelder vollmundig angekündigt, in ihrer Herrensitzung mottogetreu „alles op der Kopp“ zu stellen. Schlussendlich saßen dann zehn Frauen im Elferrat, die Leitung blieb aber selbstverständlich in männlicher Hand.
Da hätte man sich ruhig mehr trauen können. Eine Ausnahme boten die Orden mancher Gesellschaften: In vielen Motiven ließ sich der Dom oder eine Figur kopfüber drehen.
Jedes Dreigestirn hat seinen eigenen Stil, interpretiert die Rolle anders. Gut so. Dieses Jahr beriefen sich die Tollitäten darauf, einfach „kölsche Junge“ zu sein. Nette Idee, aber reicht das?
Das schöne Kölsch des Prinzen ging leider dank monotonster Stimmlage oft unverständlich im Saal unter. Und die Standardbegrüßung „Moooorjen!“ reicht als Running Gag zu einem Kegelclub-Wochenendausflug, aber so begrüßt man keine Grundschüler.
Warum es Prinz, Bauer und Jungfrau gibt? Das sollte man wissen. Vielleicht wäre das ein oder andere Buch in der Vorbereitung ja hilfreich gewesen.
… für Euch gefunden auf ksta.de
